Die erste urkundliche Erwähnung Hungens findet sich in einer Urkunde vom 28. Juli 782 als Schenkung Karls des Großen an das Stift Hersfeld. Damals noch „Hoingen“ genannt, aus dem sich das heutige „Hungen“ entwickelte ist abgeleitet aus dem Wort
Ho(h)ingen: eine Niederlassung der Leute, die auf der Höhe wohnen.
Im Mittelalter lag Hungen an den sog. „Kurzen Hessen“, einer damals wichtigen Handelsstraße von Frankfurt, über Hungen, Alsfeld, Hersfeld nach Leipzig. Sie prägte die Hungener Stadtgeschichte als Marktstadt.
Die Markt- und Stadtrechte bekam Hungen bereits am 20. April 1361 durch Kaiser Karl IV verliehen. Es kamen viele Händler auf diesem Handelsweg durch Hungen hindurch und mussten gemäß einer Verordnung einen Tag lang ihre mitgeführten Waren auf dem Marktplatz anbieten. Bis in die heutige Zeit findet jedes Jahr der Allerheiligenmarkt statt, dessen Gründung bis in die Zeit der Marktrechtsverleihung zurückreicht und der regelmäßig Besucher von nah und fern in die Schäferstadt zieht.
Hungen war über Jahrhunderte hinweg von Ackerbürgern, Handwerkern und kleinen Händlerbetrieben geprägt. Aus diesem geruhsamen Agrarstädtchen wurde im Laufe der Zeit jedoch eine aufstrebende Kleinstadt, die heute über hohe Wohnqualität und eine sehr gute Anbindung an das Umland verfügt.
Geprägt hat die Stadt auch das Schloss der Grafen zu Solms-Braunfels. Das heute sehr sehenswerte und in Privatbesitz befindliche „Hungener Schloss“ in der Altstadt von Hungen wurde auf einem kleinen Hügel als kleine Burganlage angelegt. 1255 erbten die Falkensteiner diese Burg und bauten sie 1383 zum Schloss aus. 1974 ging es in Privatbesitz eine Eigentümergemeinschaft über, die auch heute noch das Schloss mit mehreren Generationen bewohnt, belebt und als kulturellen Veranstaltungsort nutzt
(Freundeskreis Schloss Hungen e.V.).
Unweit des Hungener Schlosses befindet sich die evangelische Stadtkirche. Sie gilt als ältestes Bauwerk der Stadt – wurde sie doch bereits Ende des 11. Jahrhunderts errichtet und erstmals 1286 erwähnt. Seit 1607 besteht der weithin sichtbare Bau
nahezu unverändert, der verschiedene Baustile der Romanik, Gotik und Renaissance in sich vereint. Die Kirche ist tagsüber für Besucher geöffnet.
Direkt im Anschluss an den alten historischen Marktplatz beginnt der älteste Teil des Ortskerns, im Volksmund „Bitze“ genannt. Mittelalterlicher Charme durch enge Gassen, kleine Fachwerkhäuser, Innenhöfe und romantische Winkel wird hier verströmt. Das alte ehemalige Fendt´sche Krankenhaus und die alte Synagoge sind hier ebenso zu finden wie das sogenannte „Wagner Haus“ – das älteste noch erhaltene Wohnhaus der Stadt aus dem Jahr 1465.
Die Wetterau ist aufgrund ihrer fruchtbaren Böden, eines milden Klimas und eines weit verzweigten Gewässernetzes ein uraltes Siedlungsgebiet. Die Römer bezogen sie zum einen zur Sicherung der Vormarschrouten nach Norden, zum anderen wegen der ertragreichen Böden in ihr Imperium mit ein.
Ca. 83 – 85 n.Chr. begannen sie mit dem Bau einer Grenzbefestigung um ihren Machtbereich zu schützen. Der 550 km lange sogenannte obergermanisch-rätische Limes trennte vom 1. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts n.Chr. die Provinzen Obergermanien und Rätien zwischen Rhein und Donau von den germanischen Völkern und ist heute das größte archäologische Kulturdenkmal Europas, das 2005 in die UNESCO Liste der Weltkulturerbestätten aufgenommen wurde. Der nordöstlichste Verlauf des Limes ging durch das heutige Hungener Gebiet hindurch. Überreste von Kastellen und Türmen sind bis heute hier zu finden. In Inheiden war etwa von 150 – 260 n.Chr. ein großes Kastell angesiedelt. Ein Kleinkastell befand sich im heutigen Feldheimer Wald. Der Limes war durchlässig und so wurde kontrolliert Handel zwischen den germanischen Stämmen und den römischen Legionen getrieben.
Etwa 260 n.Chr. verließen die Römer das heutige Gießener Land und zogen sich auf die linke Rheinseite zurück. Das Limes-Informationszentrum auf Hof Grass, gibt mittels einer kleinen modernen Ausstellung einen Einblick in die römische Vergangenheit im Landkreis Gießen. Auf dem ca. 3,2 km langen Limes-Rundweg vermitteln 10 Informationstafeln und Rätselstationen weitere Details zu natur- und kulturhistorischen Besonderheiten.
Bekannt ist Hungen als Schäferstadt: Alle zwei Jahre wird das hessische Schäferfest ausgetragen. Zudem wird ein eigener Stadtschäfer beschäftigt, der mit seiner Schafherde durch die Gemarkung zieht und zur Landschaftspflege beiträgt und es gibt es eine Hungener Schäferstadtkönigin.
Der „Erlebnisraum Schaf & Natur“ bietet zahlreiche Informationen zu den Themen Artenvielfalt der Magerrasenflächen, den sogenannten „Wetterauer Hutungen“, Schäferei und Schafe sowie die Bedeutung des ehrenamtlichen Naturschutzes. Der rund 12 km lange Erlebnisweg „Auf Schäfers Spuren“ mit neun Informationstafeln zum Thema sowie die Schäferwagen-Herberge in Nonnenroth runden das Angebot zum Thema Schäferstadt ab.
Von 1804 bis 1991 wurde in der Wetterau Braunkohle abgebaut. Zurück blieb eine Seenlandschaft, die noch heute die Spuren der Bergbauvergangenheit trägt.
So findet man an der Schottener Straße im Wald alte Verladestationen, Stollen und den größten Badesee Oberhessens, den Inheidener/Trais-Horloffer See. Dieser ist heute Mittelpunkt eines gut angelegten Naherholungsgebietes mit Möglichkeiten zum Baden und diversen Arten des Wassersports.
Die Wetterauer Seenplatte beherbergt das Naturschutzgebiet „Mittlere Horloffaue“. Sie ist eines der wichtigsten Brut-und Rastplätze für verschiedene Wasservogelarten, beherbergt zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und gehört zum Kern des EU Vogelschutzgebiets Wetterau.
Der Drei-Seen-Rundweg verbindet die größten Seen des Hungener Gebiets „Inheidener/Trais-Horloffer See, Oberer Knappensee und Unterer Knappensee“.